In einer Gesellschaft, in der Sicherheit im privaten und beruflichen Umfeld immer mehr an Bedeutung gewinnt, steigt auch der Bedarf an physischer Sicherung von Wertgegenständen, Dokumenten, Bargeld, Waffen und sensiblen Unterlagen. Tresore, Waffenschränke, Wertschutzbehälter sowie spezielle Sicherheitsschränke gehören dabei zur grundlegenden Infrastruktur für Privathaushalte, Gewerbebetriebe, Kanzleien, Apotheken und öffentliche Institutionen. Doch obwohl diese Produkte eine zentrale Rolle im Sicherheitskonzept vieler Österreicherinnen und Österreicher spielen, gibt es keinen einheitlich definierten Beruf, der sich ausschließlich mit deren Verkauf, Beratung, Lieferung und fachgerechter Montage befasst.
Die Fachkräfte, die sich täglich mit diesen Aufgaben beschäftigen, tragen unterschiedliche Berufsbezeichnungen – je nach Unternehmen, Qualifikation oder Tätigkeitsbereich. Sie heißen etwa „Sicherheitstechniker“, „Servicetechniker“, „Fachberater Tresortechnik“ oder „Montagetechniker für Sicherheitseinrichtungen“. Was sie eint, ist ihre Spezialisierung auf einen anspruchsvollen Bereich, der technisches Wissen, handwerkliches Geschick, kundenorientiertes Arbeiten und ein hohes Maß an Diskretion verlangt. Im Zentrum stehen dabei nicht nur herkömmliche Wertschutzschränke, sondern auch die gesetzeskonforme Installation spezieller Waffenschränke, wie sie nach dem österreichischen Waffengesetz für Besitzer genehmigungspflichtiger Waffen vorgeschrieben ist.
Vielseitiger Beruf mit hoher Verantwortung
Die Tätigkeiten in diesem Berufsfeld lassen sich kaum auf einen einzelnen Bereich reduzieren. Wer Tresore verkauft und installiert, arbeitet sowohl beratend als auch operativ und technisch. Einerseits gilt es, Kunden bei der Auswahl eines geeigneten Modells zu unterstützen – unter Berücksichtigung von Sicherheitsstufen, Raumverhältnissen, gesetzlichen Vorgaben und Versicherungsanforderungen. Andererseits umfasst der Beruf die gesamte logistische und technische Abwicklung: von der Anlieferung über die Verankerung bis hin zur Konfiguration elektronischer Schlösser. Bei Bedarf werden bestehende Anlagen gewartet, Schlösser getauscht oder – in seltenen Fällen – Notöffnungen durchgeführt.
Insbesondere bei der Installation von Waffenschränken ist große Sorgfalt gefragt. Diese unterliegen in Österreich klaren gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich Sicherheitsklasse, Aufstellort und Zugangsschutz. Hier ist es unerlässlich, die aktuelle Gesetzeslage zu kennen, über relevante EN-Normen informiert zu sein (etwa EN 1143-1), und die Installation fachgerecht zu dokumentieren – insbesondere, wenn sie Grundlage für einen Versicherungsschutz oder eine behördliche Kontrolle ist.
Welche Ausbildung führt in dieses Berufsfeld?
Der Zugang zur Tätigkeit erfolgt in Österreich bislang nicht über einen eigenen Lehrberuf oder einen formal geregelten Bildungsweg. Vielmehr handelt es sich um einen sogenannten nicht reglementierten Beruf, der stark praxisorientiert aufgebaut ist. In der Realität bedeutet das: Wer in diesem Bereich tätig werden möchte, sollte eine fundierte Grundausbildung in einem verwandten Berufsfeld mitbringen und sich anschließend in der Sicherheitstechnik spezialisieren.
Zu den häufigsten Ausbildungswegen zählen:
- Lehre als Elektrotechniker, Mechatroniker, Metalltechniker oder Schlosser
- Lehre im technischen Handel, z. B. Großhandelskaufmann mit Schwerpunkt Sicherheitstechnik
- Berufserfahrung in verwandten Bereichen wie Tür- und Fenstertechnik, Alarmanlagenmontage, Schloss- und Schlüsseldienst
Für den beratenden oder vertrieblichen Teil der Tätigkeit ist auch eine kaufmännische Ausbildung mit technischem Bezug ein möglicher Einstieg, insbesondere in Kombination mit praktischer Schulung durch den Arbeitgeber.
Weiterbildung und Spezialisierung
Wer sich dauerhaft in diesem Berufsfeld etablieren möchte, sollte bereit sein, sich regelmäßig weiterzubilden. Die sicherheitstechnische Branche unterliegt laufenden Entwicklungen – sei es in Bezug auf gesetzliche Vorschriften, Normen oder technische Innovationen.
Folgende Weiterbildungsmöglichkeiten sind relevant:
- Produktschulungen bei Tresorherstellern (z. B. zur Bedienung von Elektronikschlössern, zu Einbruchschutzklassen oder Feuerschutz)
- Zertifizierungslehrgänge über externe Bildungsanbieter zu Themen wie VdS-konforme Verankerung, Einbruchhemmung nach EN 1143-1 oder Brandschutztechnik
- Sicherheitsfachschulungen, z. B. bei WIFI, TÜV Austria oder durch Fachverbände
- Teilnahme an Branchenschulungen und Fachmessen, z. B. „Sicherheits-Expo“ oder „Security Austria“
- Weiterbildung im Bereich logistischer Schwertransport (z. B. für Hebetechnik, Transport von Wertbehältern über Treppen)
Einige Unternehmen bilden ihre Fachkräfte intern aus, mit strukturierten Schulungsplänen, die auf mehrmonatige Praxisphasen setzen. In vielen Fällen wird erwartet, dass neue Mitarbeiter über Lernbereitschaft, ein gutes technisches Verständnis und ein ausgeprägtes Sicherheitsbewusstsein verfügen.
Wichtige persönliche Voraussetzungen
Wer in diesem Beruf erfolgreich tätig sein möchte, sollte neben der fachlichen Kompetenz über folgende Eigenschaften verfügen:
- Technisches Verständnis, auch im Bereich Elektronik und Mechanik
- Körperliche Belastbarkeit, insbesondere bei Transport und Installation schwerer Geräte
- Sorgfalt und Genauigkeit, vor allem bei der Verankerung, Justierung und Dokumentation
- Diskretion und Vertrauenswürdigkeit, da sensible Kundendaten und Sicherheitskonzepte behandelt werden
- Kundenorientierung und Kommunikationsfähigkeit, insbesondere in der Beratung und im Umgang mit gewerblichen Kunden
Ein einwandfreier Leumund ist in der Branche ebenso selbstverständlich wie eine gewissenhafte Arbeitsweise. In vielen Fällen wird auch ein Führerschein der Klasse B vorausgesetzt, insbesondere bei Außendienst- oder Montagetätigkeiten.
Verdienstmöglichkeiten in Österreich
Die Gehälter variieren abhängig von der Berufserfahrung, der Unternehmensgröße, dem Standort und dem Grad der Spezialisierung. Generell lässt sich sagen:
- Einsteiger mit technischer Ausbildung und Einarbeitung durch den Betrieb verdienen zu Beginn etwa € 2.200 bis € 2.600 brutto pro Monat.
- Erfahrene Techniker mit Verantwortung für Installation und Serviceeinsätze können auf € 2.800 bis € 3.300 brutto monatlich
- Spezialisten mit Zusatzqualifikationen oder im Bereich Projektleitung (z. B. bei Großinstallationen oder Sonderanfertigungen) erzielen bis zu € 4.000 brutto monatlich, teilweise zuzüglich Dienstwagen, Taggelder oder Prämien.
- Vertrieblich orientierte Fachberater im Außendienst, insbesondere im B2B-Segment, erhalten häufig ein Fixum plus leistungsbezogene Provisionen, was die Einkommensspanne deutlich erhöht.
Zusätzlich sind Aufstiegsmöglichkeiten vorhanden, etwa in die technische Leitung, als Schulungsbeauftragter oder in den Bereich Produktentwicklung, etwa bei Herstellern oder Systemlieferanten.
Ein Beruf mit Zukunft – auch ohne offizielle Berufsbezeichnung
Auch wenn es (noch) keine formell geregelte Berufsbezeichnung für den Tresorverkäufer oder Tresorinstallateur in Österreich gibt, handelt es sich um ein hochspezialisiertes, wachsendes Berufsfeld mit technischer Tiefe und stabiler Perspektive. Der Schutz von Werten – ob finanziell, rechtlich oder persönlich – wird auch künftig ein zentrales Anliegen vieler Menschen und Organisationen bleiben. Und damit bleibt auch der Bedarf an kompetenten, gewissenhaften Fachkräften bestehen.
Ein geläufiger, verständlicher und zutreffender Titel, den viele Unternehmen bereits verwenden, lautet:
„Sicherheitstechniker mit Schwerpunkt Tresor- und Wertschutzsysteme“.
Wer diesen Beruf ergreift, übernimmt Verantwortung für ein sensibles und sicherheitskritisches Umfeld – und leistet damit einen ebenso technischen wie gesellschaftlich relevanten Beitrag.